Eigentlich war es an der Zeit, über Herbert
Janata, den legendären Leader der Worried Men Skiffle Group, zu schreiben,
der immer schon mit anderen Bands, auch als "Worried Man", fremd
ging, geht und nun mit "Papa Janata New Orleans Jazz Band" im
tiefen Burgenland Musik macht. Die Worried Men Skiffle Group, die Gründerväter
der "Österreichischen (Dauer-)Welle", gibt es immer noch
und bald werden diese ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern.
Ich selbst hatte ja die Freude vor nun 40 Jahren mit den Worried Men zu
musizieren und damit auch Herbert Janata kennen zu lernen, der nun in
den "hängenden Gärten", nicht Babylons, sondern in
denen seiner Latifundien in Donnerskirchen, ein beschaulich ruhiges Leben,
das durch Musik bis oben hin angefüllt ist, lebt - auch räumlich.
Musikalisch war und ist er nach allen Seiten offen - er singt und spielt
einfach gerne: "Ich spiele, wenn es den Leuten Freud macht, auch
die Lieder vom Freddy Quinn - warum nicht?" sagte der Vater der "Teppenförderung". Er
ist trotz der vielen Erfolge, die finanziell spurlos an ihm vorübergegangen
sind, ein herzlicher Mensch und ein Unikat geblieben - ihn macht keiner
nach! |
Genau gesehen war er immer brav da, behielt auch in
Krisensituation seinen trockenen Humor und schaufelte schon von Anfang
an ein Lied nach dem anderen in sein Leben. Als ich z.B. bei ihm meine
Jacke vergaß, sagte er mir, dass er sich sehr freue nun endlich
auch so eine Jacke zu haben, mit der er sich in Donnerskirchen zeigen
könne, um mir dann diese umgehend per Post zu senden - vielleicht
macht er ein Lied daraus? Geboren wurde er am 21.07.1940 in Wien, erlebte dort jene markig-schwachsinnigen Sprüche der Nationalsozialisten, die ab 1944 bei Hunger und Not im Bombenhagel und riesigen Schuttbergen erstickt wurden. Es ist ihm erinnerlich, dass in den kalten Winternächten der Jahre 1945/46 seine Mutter und seine beiden Brüder frierend in der Hinterhofwohnung am Wiener Schulhof beim Wohnzimmertisch saßen, auf dem ein kleines Blechöferl, das, vom Holz benachbarter Ruinen gespeist, Behaglichkeit und Wärme vorgab. Das Wohnzimmer blieb dennoch kühl. Aber die Mutter gab menschliche Wärme, indem sie den Kindern etwas vorsang: "Horch was kommt von draußen rein?", "Sah ein Knab' ein Röslein stehn" und "Oba heidschi bum- beitschi" waren die bevorzugten Lieder, welche die Kinder, so gut es eben ging, mitsangen. Das machte Freude! Das war schön! Das Singen, so sagt Herbert Janata, wärmte ihn und seine Brüder von innen her mehr als es das Blechöferl je vermocht hätte. Der Kindergarten, den Herbert Janata am Rudolfsplatz zu besuchen hatte, nervte ihn ziemlich. Nur das Singen machte ihm Spaß. Nachdem der sieben Jahre ältere Bruder Teddy, der später bekannte Ethnologe, bei den Pfadfindern Karriere machte und eine Wölflingsgruppe übernahm, erhöhte er die Zahl der Wölflinge, indem er Herbert und dessen jüngeren Bruder Rudi rekrutierte. Damit war für Herbert Janata eine Weiche gestellt und in einer, wie er sagt, 14 Jahre dauernden Ausbildung fürs Leben, häufte er in sich einen großen Schatz traditionellen Liedgutes, das er bei Heimabenden, beim Wandern, am Lagerfeuer und für Gesangwettbewerbe lernte. Nachdem er, wie viele seiner damaligen Altersgenossen, umgekehrt proportional zu seinem momentanen Leibesumfang, stark untergewichtig war, wurde er von der Caritas mehrfach zum Aufpäppeln zu Gastfamilien verschickt, welche sich liebevoll der Kinder des verwüsteten und zerbombten Österreichs annahmen. So kam er für drei Monate zu Züricher Pflegeeltern, lernte einige Lieder auf Schwyzerdütsch und durfte im Jahre 1949 für neun Monate nach Portugal. Dort lebte er wie im Paradies, nahm zwar keinen Kilo zu, aber dafür das Lied "Schama nu schesusch" (phonetische Schreibweise) mit, das ihm auch heute noch geläufig ist. So sammelte er, gleich einem Schmetterlingsliebhaber, ein Lied nach dem anderen, tat dies in seinen Liederköcher und freute sich am Singen. Sein älterer Bruder Teddy, der eigentlich wie ein guter Vater zu ihm war, war einer jener, die sich damals um die neu aufbrechenden kulturellen Impulse Österreichs annahmen. Er verkaufte beispielsweise für Friedensreich Hundertwasser, damals noch Fritz Stowasser, dessen Briefmarkensammlung für dessen zweite Ausstellung, welche im damalige Wiener In-Treff "Strohkoffer" realisiert wurde. Teddy war auch ein enger Freund der "Wirklichen Jazzband Walter Terharen ", bei der u.a. der Wiener Literat Ossi Wiener Trompete spielte und die in der Janata'schen Waschküche proben durfte. Als Jazzfan ging er natürlich in Konzerte, frequentierte den "Strohkoffer" und jene Lokale, in denen "man" einander traf. 1952 lud er seinen zwölfjährigen Bruder Herbert zu einem Jazzkonzert ein und seit dieser Zeit ist dieser Banjo- und New Orleans Jazz Fan. Banjospielen war Herbert Janatas Jugendtraum - ein Jugendtraum, an dem er sein Leben lang kiefelte und den er nun im reifen Alter allmählich verwirklichen kann. Ein Banjo am Cover veranlasste ihn die Single der schwedischen Formation "Robans Skiffle Group" zu er werben und es war klar, dass er ab nun sein Liedgut mit Blues-, Folk- und Jazznummern aufstockte. Zum Singen kam nun auch das Gitarrenspiel, denn von Ossi Wiener "erbte" er zu seinem 15. Geburtstag eine grandiose Wandergitarre, die dieser ihm zwar nur borgte, aber nie mehr zurückverlangte. Gemeinsam mit dem Ukulele |
Gerhard Richter, Herbert Janata und Hermann Düll, 1961 Zeitungsartikel vom Februar 1966 Leopoldsberg 1967: Dinold, Richter, Düll, Janata, Fellerer Konzert am 14. Juni 1967 im Audi Max der Uni Wien Die Worried Men Skiffle Group 1967 in Murau |
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